Am 21.03.2024 erreichte mich die freudige Botschaft, dass Baumaterialien an der Dispensary angeliefert wurden, der derzeit amtierende MCA, Lemomo, schien sein Versprechen zu halten, es wurden nach und nach weitere Baumaterialien angeliefert, durch heftige Regenfälle verzögerte sich allerdings einiges. Gezwungenermaßen kam es dann im April 2024 wetterbedingt zu einem Baustopp in Loolepo, die Arbeiter zogen von dannen und kamen auch nicht wieder, als sich das Wetter gebessert hatte. Geduld war gefragt, aber wie geduldig muss man sein? Etliche Anfragen bei dem MCA, dem Contractor, den Behörden stießen nur auf Schweigen. Es gab keinerlei Erklärung für den erneuten Baustopp/das Ausbleiben der Arbeiter. Im Juli dann erstmals eine Reaktion des Contractors, der meinte, es fehle an Wasser für die Fertigstellung. Als aber auch dieses Problem gelöst war, tauchte niemand auf, was dann dazu führte, dass ich am 11. August 2024 auf der Facebook Seite des Vereins eine Stellungnahme schrieb, von der ich wusste, dass sie die entsprechenden "Schweiger" erreichen würde.
"Unfortunately, there is no positive update regarding the completion of the dispensary. The nightmare seems to have no end. The contacted politician MCA avoid contact, messages are ignored. The contractor is not responding either. Standstill for more than three months now. First the excuse was that they were waiting for water, now there is water and yet we are still waiting for the dispensary to be completed. I have lost hope, lies and corruption seem to be winning here. Honest words are a rarity. Here politicians are shirking their responsibility towards a community. Big promises were made when it came to capturing votes. The community cannot understand that the responsibility for progress is not in the hands of a charity organisation. I am deeply disappointed by what is not happening in Loolepo. What annoys me most is the behavior of not answering questions and ignoring messages, despite the promise that you can contact the MCA at any time. What is going on in Kenya? Is this how you treat your voters, is this how you treat people who care about the further development of Loolepo? I am angry because these people have the upper hand. We are powerless and cannot change the current situation. I do not have the patience of the Kenyans, I do not have any understanding for the behavior of the politicians responsible. There can't only be support from our side. I'm tired of being kept waiting. Where is the budget for why the dispensary was released? Why does the contractor not get money? Keeping promises does not seem to be common practice in Kenya. Empty words to this day."
Infolge des FB Beitrags wurden am 22. August erste Materialien für den Weiterbau der Dispensary und die bereits begonnene Einzäunung geliefert, dann folgten wieder unzählige Versprechungen, wann es weitergeht "wir kommen morgen", dieser Begriff wurde ziemlich ausgedehnt und hatte definitiv eine andere Bedeutung als in unserem Kulturkreis. Der Contractor brauchte lange, um nach Loolepo zu gelangen, es zögerte sich alles wieder hinaus, sodass man schon wieder annehmen konnte, dass das alles zu schön war um wahr zu sein. Aber zur Freude aller begannen sowohl die Ausbauarbeiten in der Dispensary als auch der Weiterbau der Einzäunung Ende August. Wird nun am Ende doch noch alles gut ? Nach dem Motto Hakuna Matata? Wir lassen uns überraschen. Einen offiziellen Einweihungstermin gibt es noch nicht, aber immerhin war der MCA vor Ort. Das Fliesen der Räumlichkeiten schreitet derzeit schnell voran, auch die Einzäunung wird bald fertig sein. Aber es gibt noch Vieles zu tun, bis die Krankenstation eingeweiht werden kann.
Im Februar 2024 war es endlich wieder soweit, die
langersehnte Reise nach Kenia sollte starten. Allerdings gestaltete sich dank
des Verdi Streiks der Reisebeginn ziemlich chaotisch, kurzfristig wurde der
gebuchte Flug alternativlos abgesagt, aber am Ende ging es dann mit zwei Tagen
Verspätung und gefühlt 36 Stunden in Lufthansa/Ethopian Airlines hotlines los.
Im Gepäck unzählige Spenden für die Loolepo Community, Kleidung/Schuhe/Rücksacke/ Handys und 240 Bälle für die Kinder. Es war einfach fantastisch, Arbeitskollegen, Freunde und Paten hatten so viele Dinge zusammengetragen und mir mitgegeben, dass insgesamt über ca. 120 kg Spendengepäck zusammengekommen sind.
In diesem Jahr war die Fahrt von Loitokitok nach Loolepo
anders als zuvor, der Busch war grün, grüner denn je zuvor, als Ergebnis der
ungewöhnlich heftigen Regenfälle im Januar. Landschaftlich fühlte sich das sehr
fremd an, bis auf den atemberaubenden Blick auf den Kili, denn bisher kannte ich nur extreme Trockenheit
und roten Staub auf dem Weg nach Loolepo. . Gut, der rote Staub war auch wieder da, denn
die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel, es war deutlich heißer als sonst,
eine absolute Herausforderung, selbst die Einheimischen beklagten sich.
Nach knapp dreistündiger Fahrt war der Empfang bei den Masai in Loolepo unbeschreiblich schön, gefühlt war es wieder, wie nach Hause kommen. Die Freude über ein Wiedersehen war beiderseits riesengroß, es wurde gesungen, gelacht, getanzt, gebetet. Jede Klasse hatte eine kleine Präsentation vorbereitet, ebenso wurden unzählige Reden gehalten, ich bekam Geschenke, bevor dann hochoffiziell der Kindergarten und Spielplatz eingeweiht wurden. Die Kinder haben so eine Freude auf dem Spielplatz. Nach der Schule wollen sie am liebsten gar nicht mehr nach Hause gehen.
Abends konnte ich dann meine Boma beziehen.
Es folgten unvergessliche Tage des Zusammenseins mit den Masai.
Jeden Tag waren unzählige Besucher da, wir haben gemeinsam Tee getrunken,
geredet und viel gelacht. Für die Masai, insbesondere die Frauen, war es ein
absoluter Ausnahmezustand, sie haben sich soviel Zeit für mich genommen,
wollten mich am liebsten gar nicht allein lassen, alle dachten ich fürchte mich
allein in der Wildnis, insbesondere nachts. Dabei waren immer Hunde um mich
herum , allein war ich nie.
Am Tag nach meiner Ankunft wurden die Reste des Rinds verarbeitet, das ist allerdings alleinig den Männern vorbehalten. Etwas abseits auf dem Schulgelände wurde diese spezielle Ritual vollzogen. Ich wurde eingeladen, um zuzuschauen und Fotos zu machen. Voller Stolz zeigten sie mir, wie das Fleisch und die Suppe zubereitet werden. Beim Rühren der Suppe (mit vielen Kräutern zur Unterstützung der Manneskraft) gibt es eine Art Competition, wieder und wieder wird mit einer Art Quirl in die Suppe gestampft und der Quirl schnell gedreht, um so viel Schaum wie möglich zu erzeugen. Mit Abstand der beste Mann war der Chairman der Schule. Kochend heiß wurde die Suppe dann an Alle verteilt, aber auch hier wurde eine ganz bestimmte Reihenfolge eingehalten (Alter/Rang).
An einem anderen Tag hatten die Masai großes Interesse daran, die mitgebrachten Spiele (Memory und Puzzle) kennenzulernen. Noch nie zuvor hatten die Masai ein Tischspiel gespielt. Die Begeisterung war unermesslich groß, ebenso der Ehrgeiz. Es hat eine Weile gedauert, bis verstanden wurde, wie ein Puzzle zusammengesetzt wird und auf was man achten muss. Aber als erstmal der Knoten geplatzt war, hörten die Masai nicht mehr auf zu spielen. Ebenso verhielt es sich mit dem Memory Spiel. Jeden Tag waren wieder andere Masai da, um es zu erlernen. Allein das Zuschauen hat mir so viel Freude bereitet. Die Masai sind wahre Spielernaturen, aber definitiv hatten die Männer mehr Geduld als die Frauen. Die Schulkinder taten sich eher schwer. Ich wurde gebeten, das nächste Mal mehr Spiele mitzubringen, was ich sehr gern tun werde.
An einem anderen Tag wurden in der Schule die Sachspenden verteilt, größtes Highlight waren natürlich die Bälle. (Das Aufblasen war nicht so einfach, da half auch nicht der Kräftetrank vom Vortag :-)). Die Kinder besitzen keine Spielzeuge, darum war das etwas ganz besonderes. Die Klassenbesten haben jeweils einen Rucksack bekommen und jedes Kind hat ein Kleidungsstück erhalten. Aber auch für die Erwachsenen war das ein oder andere schöne Teil dabei. Voller Stolz wurden die Sachen getragen.
Der Subchief fragte mich bei einem unserer Treffen, ob ich bereit wäre, ein kleines Fest auszurichten, sprich, eine Ziege sollte geschlachtet werden. Ich willigte ein, jedoch bat ich darum, dass ich die Konditionen festlegen darf, nämlich, dass Frauen und Männer gemeinsam feiern und das Essen (Fleisch) geteilt wird. Der Subchief war ziemlich überrascht und benötigte etwas Bedenkzeit, denn mein Vorschlag war ein Bruch einer tiefverwurzelten Tradition. Aber, er willigte ein und der Jubel seitens der Frauen war unermesslich groß. Die Vorbereitungen liefen daraufhin auf Hochtouren. Am Morgen des Festes wurden die Lebensmittel besorgt, Lieferung per Motorrad (auch die Ziege, festgeschnallt auf dem Rücken des Fahrers. In meiner Abwesenheit wurde in einer schattigen Ecke des Krals die Ziege geschlachtet. Überall loderten die Feuerstellen für die Zubereitung des Essens. Es mussten kiloweise Kartoffeln geschält werden, drei Frauen saßen im Schatten eines Baumes und widmeten sich dem Schälen, als einige ältere Männer sich zu ihnen gesellten und zuschauten. Aus Spaß sagte ich ihnen, dass ich noch mehr Messer habe und sie gern mithelfen könnten, worauf sie entgegneten, ich solle sie bringen, was ich tat. An diesem Tag wurde „Geschichte“ in dieser Community geschrieben. Männer, die noch niemals eine Kartoffel in der Hand gehalten haben, schälten diese nun. Die Masaifrauen trauten ihren Augen nicht, bald schon hatte es die Runde gemacht und immer mehr Männer kamen und wollten helfen.
Der Tag fand seinen krönenden Abschluss beim gemeinsamen Essen, alle waren begeistert, die Frauen haben am Ende getanzt und gesungen, bis wir später alle gemeinsam am Feuer unter dem atemberaubenden Sternenhimmel Afrikas saßen und den Tag Revue passieren ließen.
Wir haben in diesen Tagen oft darüber gesprochen, welch hartes Leben die Frauen haben für das sie keinerlei Anerkennung bekommen. Holz holen, Wasser schleppen, Hütten bauen, Gemüse anbauen, unzählige Kinder bekommen und erziehen, Kochen, Waschen…um dann am Ende des Tages vom Ehemann geschlagen zu werden. Das ist die Realität im Leben der Frauen, es flossen viele Tränen bei den Erzählungen. Ich wurde gefragt, wie wir in Europa leben, wie Beziehungen geführt werden, ich sollte es immer wieder erzählen, die Frauen wollten unbedingt, dass die Männer das hören.
Die Männer gaben sich an den folgenden Tagen Mühe, Aufgaben wie Tee einschenken, Tassen wegbringen, den Tisch abwischen, Wasser holen etc. zu übernehmen, allerdings immer mit dem augenzwinkerndem Hinweis, dass das nicht anhaltend sein wird. Die Männer fragten mich auch, warum ich mich viel mehr für die Frauen einsetze und immer Geschenke für die Frauen mitbringe. Sie können nicht verstehen, warum ich als Frau ihre Haltung gegenüber den Ehefrauen abscheulich finde, denn sie kennen es nicht anders, seit Generationen werden Frauen wie Sklaven dort behandelt, sie haben keine Rechte, ihr Leben besteht nur aus Pflichten.
Ich hoffe einfach, dass die jüngere Generation der Masai irgendwann
umdenken wird, einzelne Beispiele gibt es jetzt schon und immerhin werden die
Mädchen in dieser Community nicht mehr zur Beschneidung gezwungen.
An einem der Tage sind wir in den Busch gegangen, haben einige Frauen Zuhause besucht und wurden auf dem Weg von einem kurzen, gewaltigen Regenschauer überrascht. Notgedrungen sind wir alle in einer Hütte untergekommen, die auf dem Weg lag. Dann haben wir uns auch die Bauruine „Dispensary“ angeschaut, die nicht unweit neben der Schule liegt, was im Anschluss zur erneuten Kontaktaufnahme mit dem zuständigen MCA meinerseits geführt und zur Folge hatte, dass der Bau im März wieder aufgenommen wurde.
Auf dem Rückweg hat mein Manager Mark mich zurück an die Küste begleitet, es war seine allererste Reise. Er konnte nicht fassen, welche Tortur es jedes Mal für mich ist, nach Loolepo zu gelangen (wir waren fast 20 Stunden unterwegs). Er war schon nach ¼ der Reise so erschöpft, dass er eingeschlafen ist. Die unerträgliche Hitze an der Küste hat ihm dann genauso zu schaffen gemacht wie mir, im Vorfeld wollte er mir immer nicht glauben, dass das Klima am indischen Ozean ganz anders ist als am Fußes des Kilimandjaro und hatte natürlich nicht die geeignete Kleidung im Gepäck. Wir haben ein paar unvergessliche Tage an der Küste verbracht, Marks Erstaunen über den Ozean, im Pool zu schwimmen, war so unermesslich groß. Ich glaube, er hat die gemeinsamen Tage in vollen Zügen genossen und ist ebenfalls mit vielen neuen Eindrücken nach Loolepo zurückgekehrt.
Leider ging die Zeit viel zu schnell vorbei, was bleibt, sind die vielen schönen Erinnerungen und die Vorfreude auf meine nächste Reise nach Kenia. Kwaheri 2025!
Wiederkehrende, heftige Regenfälle setzen die Region Amboseli seit Mitte Dezember regelrecht unter Wasser. Unberechenbare Flüsse sind entstanden, die die Zufahrt nach Loolepo unmöglich machen. Daher zieht sich die Fertigstellung der beiden neuen Räumlichkeiten für den Kindergarten hin. Letzte Malerarbeiten wurden getätigt, die Bestuhlung und Schultische sind allerdings noch in Loitokitok und derzeit aufgrund der unpassierbaren Wege nicht lieferbar. Entsprechend konnten die Räumlichkeiten zu Schuljahresbeginn nicht eingeweiht werden. Mark hat aber zugesagt, dass noch diese Woche die Lieferung stattfinden wird.
Auch der Lebensmitteltransport für Term 1 gestaltete sich sehr schwierig. Mark nutzte einen regenfreien Tag und hat die Nahrungsmittel in Loitokitok gekauft. Der Transport nach Loolepo gestaltete sich äußerst schwierig. Erst blieb der völlig überladene Wagen im Schlamm stecken, sodass die komplette Ware entladen werden musste, um das Fahrzeug wieder freizubekommen, dann brach auf der Weiterfahrt die Achse, sodass es zum vorerst endgültigen Stop kam. Ein Mechaniker musste „mitten in die Pampa“ kommen und den Wagen reparieren, was, – oh Wunder- auch geklappt habt, an dieser Stelle „Hakuna Matata“ und danke an all diejenigen, die geholfen haben, diesen Transport unbeschadet nach Loolepo zu geleiten. Nach 36-stündiger Odyssee erreichte der Transport im Dunklen die Schule. Danke auch an die Paten, die diese Schulspeisung ermöglichen, ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie unglaublich wichtig die Schulspeisung für die Kinder ist.
Eine sehr traurige Nachricht erreichte mich vorletzte Woche. Ein Vater der Loolepo Community ist bei dem Versuch, einen Fluss zu durchqueren, in den Fluten ertrunken. Sein Leichnam wurde nach einer großangelegten Suche gefunden. Möge er in Frieden ruhen.
Hoffentlich ist das eine Warnung für all diejenigen, die immer wieder diese Fluten unterschätzen und scheinbar keine Vorstellung von Untiefen und Strömungen haben. Diese Regenzeit hat in Kenia bereits viele Todesopfer gefordert, zuletzt ist ein vollbesetzter Bus mit 25 Insassen in den Fluten verschwunden, weil der Busfahrer der Meinung war, den Fluss mit dem Fahrzeug durchqueren zu können.
Der Bau geht weiterhin zügig voran, es wurde bisher enorm viel Wasser verbraucht. Bereits 3x musste der Wassertankwagen die Schule/Baustelle beliefern. Die steigenden Preise, sowohl Benzin, Hardware als auch Lebensmittel in Kenia bereiten uns allen Kopfschmerzen. Derzeit kostet ein Liter Benzin 213,35 KSH, im Juni kostete ein Liter noch 183, 90 KSH. Das Pro Kopf Einkommen/Monat soll derzeit ca. 590€ betragen, was natürlich nicht auf die Masai zutrifft, nicht wenige Politiker verdienen in Kenia mehr als 8500€/Monat. Einkommen und Ressourcen sind in Kenia regional und Sozial äußerst ungleich verteilt. Zur Zeit liegt die Inflationsrate bei 7,79% gegenüber dem Vorjahr. Fünf ausgefallende Regenzeiten in Folge haben zu großen Ernteverlusten und Einbußen geführt. Masais und andere Hirtengemeinschaften legen auf der Suche nach Wasser und Nahrung weite Strecken zurück und geraten dabei zunehmend in Konflikte mit der ansässigen Bevölkerung. Mehr als 5 Mio. (von ca. 55,1 Mio) Menschen sind derzeit akut von Hunger in Kenia bedroht. Das Bevölkerungswachstum bedroht die Lage. Zur Zeit sind knapp 40% der kenianischen Bevölkerung jünger als 15 Jahre.
In großen Schritten geht es mit dem Bau des Kindergartens voran, es musste heute nochmals der Regenwassertank mit 10.000 Liter Wasser aufgefüllt werden, da bei den Bauarbeiten viel Wasser benötigt wird. Das Dach ist fast fertig, die Baugerüstkonstruktion sieht abenteuerlich aus, mit dem Verputzen der Wände wurde ebenfalls bereits begonnen.
Anfang August konnte unser Verein dank Spendengeldern mit dem Bau von zwei neuen Klassenräumen für die Kindergartenkinder beginnen, da die bisherigen Räumlichkeiten nicht mehr ausreichend für die große Anzahl der „Kleinen“ waren. Mark Kisemei koordiniert in Absprache mit mir wieder die Einkäufe der Baumaterialien sowie die Bauarbeiten vor Ort. Ein Ingenieur des Bildungsministeriums beaufsichtigt die Baufortschritte und stellt sicher, dass alle Vorgaben des Ministeriums unsererseits erfüllt werden. Bei den Vorarbeiten haben sich Mitglieder der Loolepo Community mit eingebracht. Der Bau ist bereits in großen Schritten vorangeschritten.
Dank der Patenschaften an der Kaitoriori Primary School/Loolepo konnte unser Verein auch in Term 3 wieder Lebensmittel für die 240 Kinder kaufen. Damit sind jedem Schul- und Kindergartenkind zwei regelmäßige Mahlzeiten/Schultag gesichert, meist sind dies die einzigen Mahlzeiten, die diese Kinder erhalten. An dieser Stelle möchte ich den Paten ein großes DANKESCHÖN aussprechen.
Der Schulleiter Christopher Njoka Ngare hat den Transport der Lebensmittel von Loitokitok nach Loolepo gesponsert.
Der beschwerliche Versuch, grandiose Eindrücke und Erlebnisse in einfache Worte zu fassen
Jambo! ☺
(was auf Swaheli „Hallo!“ bedeutet, aber das werden die meisten LeserInnen hier wohl wissen)
Zu
Beginn meines „Reiseberichtes“ über meine erste Reise nach Kenia – genauer
gesagt meine allererste Reise überhaupt auf den afrikanischen Kontinent! – möchte ich mich kurz vorstellen: Mein Name
ist Karsten Kaulfuß. Seit meinem Umzug aus Nordrhein-Westfalen lebe ich im –
wie es hier im Regional-Radiosender „RSH“
immer so schön heißt – „schönsten Bundesland der Welt:
Schleswig-Holstein“.
Und
hier im Norden zwischen Nord- und Ostsee lernte ich vor nunmehr über fünf
Jahren auf dem Afrikafest in Rendsburg Ina Wolst kennen, die Vorsitzende und
Gründerin des Vereins „Tuko Pamoja Kenya e.V.“.
Aus
dieser Begegnung heraus entwickelte sich eine langjährige, aufrichtige und
ehrliche Freundschaft. Ebenso entstand hieraus das Interesse, mich näher mit
dem Land Kenia auseinanderzusetzen und mit all dem, was damit verbunden ist.
Ina
hatte nahezu bei jedem Treffen etliche Geschichten aus ihren Aufenthalten dort
parat. Immer wieder spannend zuzuhören: mal ernste Themen über das Leben der
Menschen dort … wie und wovon sie leben. Aber auch immer wieder amüsante
Stories über Begegnungen mit Kenianern, die natürlich eine ganz andere
Mentalität haben als wir Europäer.
Von
Beginn an interessierte ich mich für die Aktivitäten des Vereins in Kenia, und
ich bin seitdem auch Mitglied im Verein, auch wenn ich selbst nicht der Typ
bin, der in seinem bisherigen Leben Land und Leute bereiste oder die Welt
erkundet hat!
Durch
Inas Erzählungen, durch die vielen schönen Fotobücher, die sie über die Jahre
angefertigt hat, wuchs dann doch die Neugier, sich auf etwas Neues einzulassen.
Einige
Jahre vergingen… Ina flog nach Kenia und kam mit faszinierenden Geschichten und
Bildern nach Hause. Dann kam die lange Corona-Pause, in der auch sie nicht
fliegen konnte.
Im
Jahre 2022 kam dann der Punkt, an dem ich der Meinung war, dass ich nun endlich
einmal über meinen Schatten springen und mich „trauen“ sollte, einmal meinen
bisherigen Horizont zu erweitern und mich – gemeinsam mit Ina – auf das „Wagnis
Kenia“ einzulassen. Ich hatte zwar schon zig Veröffentlichungen gelesen, Bilder
betrachtet und viele Dinge aus Inas Munde erfahren… jedoch konnte ich mir
nicht wirklich vorstellen, was mich dort in der Ferne erwarten würde. Und eines
ist ganz klar: allein hätte ich diese Reise nie angetreten! Ohne Ina und den
Verein wäre ich wohl nie auf die Idee gekommen, nach Kenia zu reisen.
Am
8. Februar 2023 ging es dann endlich los! Schon das Packen der insgesamt 92 (!) Kilogramm Reisegepäck an sich
(also 4 Koffer á 23 kg – also 46 kg je Person), zuzüglich Handgepäck, war für
mich eine Herausforderung. Und dann mussten wir „jonglieren“ … packen,
umpacken, neu packen… Wir wollten kein Gramm
ungenutzt lassen, durften natürlich auch nicht die 23 Kilogramm je
Koffer überschreiten…
Die
Anreise (Flug von Hamburg über Frankfurt und Addis Abeba in Äthiopien nach
Mombasa) verlief erstaunlich gut und stressfrei für jemanden, der sich vorher
sonst um alles einen Kopf macht! Und die Zeit verging (buchstäblich) wie im
Fluge. Stressig war es lediglich in Frankfurt, da der Flieger in Hamburg schon
mit Verspätung gestartet ist. Somit folgte in Frankfurt ein ziemliches Gerenne
mit all dem vielen Gepäck von einem
Terminal zum anderen …
Bei
der Gelegenheit sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass die Reise bis kurz
vor Abflug keinesfalls sicher war: Ina hatte sich zu Jahresende 2022 noch mit
dem Corona-Virus infiziert; leider hatte sie bis zuletzt noch größere
gesundheitliche Beeinträchtigungen, entschied sich aber gegen eine Absage der
Reise. Die Rennerei am Frankfurter Airport war somit für sie eine große
Belastung!
In Mombasa angekommen, ging es dann per Taxi weiter zum Hotel am Diani Beach, wo wir die ersten Tage verbrachten. Einerseits ein Ort mit einem traumhaft schönen weißen Sandstrand, so dass der Urlaub nun eigentlich hätte beginnen können … Es mussten jedoch zunächst noch sehr viele Dinge erledigt und besorgt werden. Vor allem auch im Zusammenhang mit der bald anstehenden Fahrt nach Loolepo zu den Masai!
Auch
hier war es natürlich wieder Ina, die den nötigen Plan hatte. Gern hätte ich
mehr helfend beigesteuert, jedoch fehlte mir der Überblick und vor allem auch
die Ahnung, was mich später noch alles erwarten würde.
Außerhalb des Hotelkomplexes offenbarten sich Dinge, die ich so noch nie gesehen habe: Armut entlang der Straße, Händler in spartanischen Hütten und Unterständen, umherlaufende Tiere (Hunde, Kühe, Ziegen), die entlang der Straße nach Futter suchen, teilweise Berge von Müll und vor allem natürlich Menschen, denen man anmerkt, dass sie am Limit leben – wortwörtlich von der Hand in den Mund, wie man hierzulande wohl sagen würde.
Oftmals
wurde ich angesprochen mit rührenden Geschichten und der Bitte um100 Kenia-Schilling… Und
immer wieder denkt man: „Man muss den Menschen helfen, es sind doch umgerechnet
nur ein paar Cent. Das tut mir doch
nicht weh!“ … Aber leider kann man nicht allen helfen, so schwer es oft auch
fällt. Denn dafür sind es einfach zu viele Menschen, die Hilfe benötigen.
Für
Einkäufe und Besorgungen mussten wir nach Ukunda! Der dortige Markt gleicht
einer großen Fläche aus Sand, Steinen und unebenem Untergrund. Darauf errichtet
sind einige Geschäfte, viele aus Holz. Und dazu sitzen dort etliche Händler,
die sich dort niedergelassen haben, um ihre Waren und Dienstleistungen
anzubieten.
Am
13. Februar ging es dann los in Richtung Landesinnere – zu den Masai in Looleepo.
Kenia als Reiseland an sich war ja schon aufregend genug für mich… Aber nun
ging das eigentliche Abenteuer für mich erst richtig los!
Mit
dem Überlandbus („Simba Bus“) ging es abends los – von Ukunda über
Mombasa (wo wir ungeplant umsteigen mussten – wiederum ein Erlebnis:
Wildes
Treiben in den Straßen, ein abendliches Gewusel und ich wollte immer unser
Gepäck im Auge behalten, da irgendwer immer daherkam, um es für ein paar
Schilling tragen zu dürfen. Ina kennt dieses Schauspiel, aber für mich war es
natürlich absolutes Neuland. Und ich war ziemlich verunsichert, da Ina immer
insistierte, ich solle alle Gepäckstücke im Blick behalten. Das machte meine
Nervosität und Sorgen natürlich nicht gerade kleiner! Aber alles verlief gut –
alle Aufregung umsonst.
Nach nächtlicher Fahrt über den vielbefahrenen „Highway“ (hier ist sehr viel los, ist es doch die Hauptroute von Mombasa Richtung Nairobi und auch nach Uganda) erreichten wir noch vor Sonnenaufgang Emali. Von dort aus mussten wir unsere Fahrt in einem anderen Fahrzeug nach Loitokitok fortsetzen. Aber wo findet man eins?
Ina
wusste natürlich Rat, denn schließlich war sie schon öfters hier unterwegs.
Noch dazu oftmals allein!!! Eine Tatsache, die ich vorher nicht verstehen
konnte… Als „weiße Frau“ allein mitten durch Afrika, nachts und dann noch ohne
Furcht! … Aber wie ich gesehen habe, wird man zwar oft angesprochen, muss aber
im Grunde nur entsprechend bzw. angemessen reagieren, um die Menschen
freundlich, aber dennoch bestimmt, „loszuwerden“.
Nach
kurzer Zeit hat Ina dann ein Auto gefunden, dessen Fahrer gleich signalisierte,
dass wir mitfahren können. Aber wie das? Denn da waren noch andere Personen und
jede Menge Gepäck! Aber schnell lernte ich, dass es in Kenia immer schnell
Mittel und Wege gibt, um Probleme zu lösen oder diese erst gar nicht erst
entstehen zu lassen: in einen Pkw (es handelte sich um einen Toyota Probox)
passen zur Not halt auch mal neun (!) Personen und das Gepäck wird kurzerhand
auf dem Dach festgezurrt: Koffer, Kartons, Autoreifen… Alles nach dem Motto:
„Nichts ist möglich!“ – nicht nur bei Toyota, sondern auch – oder aber erst
recht in Kenia! 🙂
Es
folgte die Fahrt nach Loitokitok – überaus beengt im PKW ! Und so wurde diese
fast zweistündige Fahrt zu einem sehr unbequemen Teil dieser „Reise“. Aber auch
diese haben wir überstanden. Unterwegs die üblichen Polizeikontrollen – und jedes
Mal mussten wir als „Muzungus“ unsere Pässe vorzeigen. Aber zum Glück ohne
Beanstandungen. Zudem kassierten die Polizisten die obligatorischen Geldbeträge
des Fahrers: Eine durchaus gängige Praxis in
Kenia! Man bezahlt, ehe es zu Problemen kommt. Denn zahlt man nicht, finden die
Staatsdiener mit Sicherheit einen Grund, einen an der Weiterfahrt zu hindern.
Aber für die Einheimischen bzw. Fahrer ist dies ganz normal… die hinterfragen
es gar nicht mehr, denn so ist das halt in Kenia!
Endlich erreichten wir dann Loitokitok. Eine Stadt in Kajiado County, etwa 250 Kilometer von Nairobi entfernt, nicht weit von der Grenze nach Tansania, mit Blick auf den Kilimanjaro, ein Bergmassiv, dessen höchster Berg, der Kibo, mit 5.895 Metern der höchste Berg Afrikas ist (wie gut, dass es Wikipedia gibt!). Was für ein Anblick!!! Und noch dazu einmal mit freier Sicht ohne Wolken. Traumhaft! Nun wäre es schön gewesen, die Zeit anzuhalten: denn wir hatten ja nur wenige Tage in der Region eingeplant.
Dort
trafen wir uns dann in den frühen Morgenstunden mit Freunden und Bekannten von
Ina, die ich bisher nur vom Hörensagen her kannte. Nun konnte ich sie live
kennenlernen und musste feststellen, dass mein Schul-Englisch aus grauer
(Schul-)Vorzeit durchaus verbesserungswürdig ist. Aber mit Händen und Füßen und
gebrochenem Englisch klappte die Verständigung trotzdem irgendwie. Wenn auch es
manchmal zu lustigen bis peinlichen Missverständnissen kam!
Es
folgte ein Großeinkauf in der Stadt: sehr viele Dinge mussten besorgt werden.
Ina hatte eine unendlich lange Liste (Obst und Gemüse, Möbelstücke und
Teppiche, Geschirr und Besteck, alles, was man halt so braucht) – und die
ortskundigen Freunde wussten immer sofort, wo was zu besorgen ist.
Nach
einer Zwischenübernachtung im Hotel „Mountain View“ ging es dann am nächsten
Tag weiter … und auch wenn bisher jeder Tag eine neue Überraschung und
spannende Momente mit sich brachten, so begann nun der wirklich spannendste
Teil: der Besuch bei den Masai. Fernab der Zivilisation – was würde mich wohl
erwarten? Meine Befürchtungen und Gedanken waren sehr unterschiedlich: werde
ich da unter Menschen sein, die auf Distanz gehen, mit denen man sich eventuell
nicht einmal unterhalten kann?
Um
6 Uhr früh wollten die Freunde uns im Hotel abholen! Eine Horror-Vorstellung,
wo man doch nun mal so schön ausschlafen könnte mit anschließendem Frühstück im
„Hotel“ (natürlich sollte man auch hier bedenken: wir sind in Kenia! Und die
Ausstattung ist nicht mit der vergleichbar, die wir z.B. von Europa gewohnt
sind!). Aber immerhin mit eigener Dusche auf dem Zimmer!
Glück gehabt: aus 6 Uhr wurde dann 8 Uhr. Und aus 8 Uhr dann
letztendlich 11 Uhr! In Kenia gehen die
Uhren halt ein wenig anders, manchmal bleiben sie auch stehen, könnte man
meinen. Aber in diesem Fall hatten die Jungs eine wirklich „gute“ Erklärung,
dass sie erst so spät kommen konnten: sie mussten noch das Auto putzen! Eigens
für uns! → Nun ist das eigentlich ja eine wirklich noble Geste, die wir auch zu
schätzen wissen. Aber angesichts der Tatsache, dass dort Staub und Dreck in der
Luft liegen, roter Sand … erst recht dort, wo wir gleich hin wollen… So machte
diese Autowäsche nicht ganz so viel Sinn! 🙂
Nach knapp zweistündiger Autofahrt über rot-sandige Wege und durch für mich überraschend schöne Landschaft (ich hatte weniger Bäume erwartet) erreichten wir dann Loleepo – und nicht nur das! Wir wurden mit allen Ehren dort empfangen … mit Gesang, Tanz und hunderten Menschen! Eigentlich fehlten nur noch der rote Teppich und das Abspielen des Deutschlandliedes! Aber ich scherze darüber nun besser nicht zuviel, … denn sonst machen sie es beim nächsten Mal wirklich!
Viele der Menschen kamen auf uns zu, reichten uns die Hand, begrüßten uns herzlich und so wurden wir dann zu einem überdachten Platz geführt, an dem dann die „offizielle Begrüßung“ stattfand. Ein Empfang, mit dem ich nicht gerechnet hätte. Natürlich wusste ich von Inas Erzählungen, dass die Bewohner einen gebührend empfangen würden – aber mit so etwas Großem hätte ich nicht gerechnet. Und für uns waren Stühle vorgesehen, die einem das Gefühl vermittelten, auf einem Thron Platz zu nehmen.
Ich möchte noch einmal betonen, dass ich lediglich Mitglied des Vereins bin und Inas bester Freund … und die Bewohner vor Ort kennen zwar Ina (oder wie sie sie dort nennen: „Nashipai“ (dies bedeutet so viel wie „Lachen“, die Fröhliche oder „Die – die Freude bringt“), aber ich war doch „nur“ eine Begleitung. Warum sitze ich hier und werde begrüßt wie ein hoher Besuch?
Es
folgten Aufführungen, Gesänge und Tänze der Schüler und jede Menge Ansprachen
diverser Personen.
Am
Ende kam es dann so wie es kommen musste: wir bekamen das Mikrofon und sollten
zu den Anwesenden sprechen! Das ist eine Sache, die ich
selbst auf Deutsch nicht wirklich gut kann und auch nicht gern mache.
Ich bin keine geborene „Rampensau“, die gern im Mittelpunkt steht. Zum Glück
hatte ich jedoch schon während der Veranstaltung geahnt, was da wohl kommen
möge und hatte mir den ein oder anderen Satz zurechtgelegt … Eher schlecht als recht mit meinem
gebrochenen Schul-Englisch, aber ich glaube, die Anwesenden haben mich –
zumindest größtenteils und zumindest inhaltlich – verstanden!
Nach der Zeremonie, während der wir beide auch noch reichlich beschenkt wurden (Schmuck, Kleidung, Hirtenstab uvm.), folgte der Weg zu einigen Gebäuden (Klassenräume, Lehrerunterkunft, Hühnerstall, Schulgarten, Küche/Dining Hall), die in der letzten Zeit errichtet wurden und nunmehr von Ina feierlich und offiziell eröffnet wurden.
Anschließend
ging es dann zur Unterkunft, die Ina in den letzten Jahren hatte errichten
lassen: Eine Hütte nach Vorbild der Masai-Hütten – jedoch mit Fenstern (zum
Glück!). Die Masai selbst leben in Hütten ohne Fenster und somit im Dunkeln!
Getrennt
von unserer Hütte gibt es noch eine „Küche“ (natürlich keinesfalls auch nur
ansatzweise vergleichbar mit den unseren hierzulande!) und auch eine Toilette
(Latrine).
Nun
begann der „Einzug“ in die Hütte! Vieles musste gemacht werden. Schließlich
handelt es sich um einen „Erstbezug“ … und das, wo man doch gerade erst dort
angekommen ist.
Ina
hatte – wie könnte es auch anders sein! – an alles gedacht: außerhalb der Hütte
hatte sie eine Dusche errichten lassen: zwei Solar-Wasser-Säcke erwärmten das
Wasser mittels Sonnenlicht und dies nutzten wir dann zum Duschen. Und da Wasser
ein hohes Gut ist, da es so knapp ist, sind wir überaus sparsam damit
umgegangen. Mit 80 Litern kamen wir zu zweit fünf Tage lang aus.
Die Masai begleiteten uns zu unserer Hütte, halfen uns bei deren Einrichtung, sorgten für Tee und kochten uns ein Abendessen, welches letztendlich noch für etliche andere reichte. Andere wiederum saßen draußen um die Hütte herum und unterhielten sich. Für uns zu Beginn durchaus überraschend, da wir uns gewundert haben, warum hier so viele Menschen sind. Aber wir lernten dann durch Gespräche, dass es üblich ist, Besucher und somit Gäste nicht allein zu lassen, sondern sich um sie „zu kümmern“. Und so war es dann auch an den folgenden Tagen: wenn man morgens erwachte, dann waren da stets schon zwei oder drei Frauen, die morgens Wasser für Tee kochten oder aber auch von sich aus schon unsere schmutzige Wäsche gewaschen haben!
An
den folgenden Tagen war dann Zeit (wobei diese wie im Fluge verging!), um die
Schule zu besuchen … Wir erreichten diese um die Mittagszeit, als die Kinder
gerade Pause hatten und mit Essen versorgt wurden.
Ich war erstaunt, wie offen die Kinder auf einen zukamen und sich quasi wie
selbstverständlich in „Foto-Posen“ aufbauten. Sie wollten unbedingt aufs Bild,
bauten sich allein oder mit Freunden in besten Positionen auf, strahlten einen
in Richtung Kamera an und alle wollten aufs Bild! Für mich vollkommen
überraschend, da ich dachte, die Kinder seien eher zurückhaltend „Fremden“
gegenüber. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Sie kamen auf einen zu,
fassten einen an und verglichen ihre Hautfarbe mit der unseren … Und Ina wuschelten sie mit Begeisterung durch ihre blonden Haare! ☺
Ich war überrascht und überwältigt zugleich von dem, was ich dort erfahren durfte. Alles, was ich vorher dachte, war vergessen! Alle kamen freundlich und offen auf einen zu, egal ob Kinder oder Lehrer oder andere… und schwupps war ich genau wie Ina auch schon mittendrin im Geschehen: Bei der Essensausgabe an ca. 200 Kinder wurde jede Hand gebraucht und so bildeten wir eine Menschen-Kette, über die die Essensteller bis zum letzten Kind weitergereicht wurden. Ein schönes Gefühl: quasi „mittendrin statt nur dabei“.
Später
folgte dann eine weitere große Aktion: sowohl wir als auch andere Mitglieder
des Vereins, Frau Helga L. aus Bayern und Marcel S. hatten eine große Menge an Kleidung zur Verfügung
gestellt, die an die Community gespendet werden sollte. Die Freude bei den
Kindern war groß und auch die Eltern und Lehrer, die teilweise vor Ort waren,
waren begeistert von der Vielzahl der Kleidungsstücke und Schuhe, die verteilt
wurden. Natürlich ist auch diese recht große Menge an Sachspenden gemessen an
der Anzahl an Kindern nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber die Freude und
Dankbarkeit war stets zu spüren und es kam nie auch nur die Spur von Neid und
Missgunst auf. Und genau dieses Gefühl konnte man die ganze Zeit erleben: es
ist eine große Gemeinschaft, in der man gegenseitig für die anderen da ist.
Sowohl bei den Kindern als auch bei den Erwachsenen.
Apropos
Erwachsene: ich lernte viele nette Menschen kennen… bei einigen weiß ich bis
heute nicht so wirklich, wie sie heißen, denn die Anzahl derer, die ich
kennenlernen durfte, war durchaus beträchtlich. Aber ausnahmslos ALLE waren
freundlich, hilfsbereit und manchmal konnte es einem schon fast unangenehm
sein, wenn sie etwas für einen taten.
Den
meisten Kontakt hatte ich zu Mark! Er ist Lehrer und zugleich der Manager vor
Ort und kümmert sich seit geraumer Zeit um das, was vor Ort zu erledigen ist.
Ina
ist die Frau, die von Ihrem Zuhause aus alles regelt… Nahezu jede Minute ihrer
spärlichen Freizeit widmet sie dem Verein und den Belangen der Menschen vor
Ort. Das Handy bimmelt von morgens früh bis abends spät, irgendwas ist immer zu
tun. Und Mark ist derjenige, der sich vor Ort um alles kümmert – natürlich nach
Rücksprache mit Ina. Er kauft Sachen ein, veranlasst die notwendigen Arbeiten
vor Ort und erfasst sämtliche Kosten und Ausgaben. Ohne ihn wäre es schwierig!
Dabei ist dies nicht sein eigentlicher Job: in erster Linie ist er Lehrer und
unterrichtet die Kinder an der Schule. Es ist ein großes Glück, dass er in
seiner Freizeit so aufopferungsvoll die Dinge erledigt, die anstehen. Aber auch
er denkt im Sinne der Gemeinschaft! Niemand denkt an sich selbst.
In den späten Nachmittagsstunden hatten wir dann – auch durch Marks Hilfe – die Gelegenheit, die Gegend zu erkunden.
Wir
wollten Giraffen sehen und beobachten! Mark und die „Frauengruppe“ (ja, es
treffen sich regelmäßig Frauen und tauschen sich aus oder unternehmen etwas
gemeinsam) wussten genau, wo wir welche finden würden. Sie hatten recht! Aber
die Giraffen ergriffen die Flucht und somit konnten wir sie nur von weitem
sehen – dennoch ein beeindruckendes Erlebnis. Denn wann sieht man in seinem
Leben schon einmal Giraffen in freier Wildbahn? Hier waren sie nicht viel
weiter weg als Kühe bei uns daheim auf der Weide.
Am nächsten Tag wollte Mark uns – wieder mit den Frauen! – den „River“ zeigen. Einen Fluss??? Ich konnte es nicht glauben, aber in der Tat erreichten wir nach einer schönen Wanderung durch die zunächst rot-sandige Landschaft, später dann jedoch durch recht steiles, steiniges und unwägbares Gelände, einen Fluss! Es wirkte für uns vollkommen surreal: Dürre, Trockenheit, spärliche Vegetation … und dann auf einmal dieser Flusslauf?!?
Die Masai-Frauen kühlten sich darin ab. An
anderen Tagen holt man hier mühsam Wasser oder wäscht die Kleidung darin. Wir
kamen uns vor wie an einer Oase inmitten der Wüste! Okay, das ist ein wenig
übertrieben … denn als Wüste kann man die Landschaft nicht bezeichnen. Denn wie
gesagt, gibt es nicht nur Sand, sondern durchaus Vegetation in Form von
Gräsern, Sträuchern und Bäumen. Aber natürlich ist alles nicht so grün und
farbenfroh wie bei uns, sondern eher karg.
An einem anderen Tag machten wir uns dann auf die Suche nach
Elefanten. Das klingt komisch und ich hielt es zunächst auch eher für einen
Witz … aber der Plan sah tatsächlich vor, Elefanten ausfindig zu machen.
Auch hier wussten die Ortskundigen wieder genau, wo sich die Tiere
aufhalten würden. Eine durchaus gefährliche private „Safari“, denn man sagte
uns, dass die Elefanten durchaus in der Lage sind, uns aufzuspüren und dann zu
verfolgen. Einerseits war ich in Abenteuer-Stimmung – andererseits wollte ich
nicht unter einem Elefantenfuß sterben (kurzzeitig
kam mir der Gedanke, dass ich noch kein Testament geschrieben habe!)!
Letztendlich war es dann so, dass die Elefanten zwar durchaus in Reichweite
waren, wir ihnen jedoch nicht begegnet sind.
Erst abends nach Einbruch der Dunkelheit kamen sie zu einem See, der noch Reste des letzten Regens von vor vielen Monaten gespeichert hatte. Dort kamen sie im Schutze der Finsternis zum Trinken und Abkühlen. Aber nicht nur die Elefanten kamen dort zum Trinken, sondern auch eine Vielzahl anderer Tiere wie beispielsweise Zebras.
Ich möchte nun langsam zum Ende kommen, auch wenn ich noch viel
mehr schreiben könnte… denn zu überwältigend waren die Eindrücke vor Ort.
Es folgte dann die Abreise aus Loolepo, wieder per Pkw nach
Loitokitok und vor dort aus per Kleinbus weiter nach Emali. In diesem Fahrzeug
lief ein Monitor mit Musikvideos und ansatzweise hatte man das Gefühl, dass man
sich in einem „Partybus“ befindet… Die Musik lenkte jedoch nur bedingt vom
Fahrstil ab! Gleich zweimal binnen kurzer Zeit musste der Fahrer abrupt
bremsen: einmal lief ein Kind über die Straße und einmal ein Hund. Aber es ist
zum Glück nichts passiert.
In Emali mussten wir dann einige
Zeit warten, bis der Bus aus Nairobi kam, der uns zurück nach Ukunda bringen
sollte. Und auch hier wieder ein Beispiel für die Unkompliziertheit in Kenia:
der Busunternehmer teilte uns (genauer gesagt Ina via Whatsapp) mit, dass der
Bus nun in Nairobi gestartet ist und gab ihr die Nummer des Fahrers weiter …
und von dem erfuhren wir dann (auch wieder per WhatsApp), wann er in etwa in Emali
ist. Dies war insofern wichtig, da man dort mitten in der Nacht an einer
vielbefahrenen Autobahn zusteigen muss. Und man ist nicht allein: ständig kommt
jemand und spricht einen an … Der eine möchte Mangos verkaufen, der nächste
meint, man solle doch besser wo anders auf den Bus warten – aber wir blieben
dann doch besser unter der hellen Laterne stehen. Da fühlten wir uns etwas
sicherer zu nächtlicher Stunde.
Dann kam der Bus und die Rückfahrt
nach Ukunda begann. Hierüber gibt es nicht viel zu berichten – außer der
Tatsache, dass der Bus dann kurz vor dem Ziel (sprich: Ukunda) von einem
Polizisten angehalten wurde. Und trotz der üblichen Zahlungen des Busfahrers an
diesen, konnte die Reise dennoch nicht fortgesetzt werden. Wieso, weshalb,
warum? Man weiß es nicht … Der Fahrer musste dann jedenfalls mit auf die
Polizeistation, während wir dann dort ausgestiegen sind und per Taxi zum Hotel
weiterfuhren.
Dort folgten dann noch ein paar
Tage in Diani Beach … der „ganz normale All Inclusive Hotelurlaub“, so könnte
man sagen. Wobei weder Ina noch ich für einen solchen geboren sind. Natürlich
sind die Dinge wie Dusche, fließendes Wasser und Verpflegung in jeglicher
Hinsicht wieder schön nach den Tagen zuvor bei den Masai. Aber der Wechsel von
„quasi nichts“ zu „All inclusive“ ist dann auch Gewöhnungssache.
Dennoch waren dann auch diese Tage schön und bildeten den Abschluss einer
Reise, die ich mich lange Zeit nicht getraut habe zu machen.. und nun habe ich
es gewagt und wurde belohnt mit einer Vielzahl an Eindrücken. Die Armut der
Menschen einerseits, die Schönheit der Landschaft andererseits … wobei
Schönheit auch wieder gleichbedeutend mit Trockenheit und Dürre ist. Aber
dennoch nicht karg, nicht öde … man kann es nicht wirklich beschreiben. Man
muss es erlebt haben.
Apropos Armut: kurz vor Abreise hatten wir noch die Gelegenheit, uns mit ehemaligen Schülern aus Ukunda zu treffen. Diese führten uns noch umher und zeigten uns, wo und wie sie leben. Auch das war wieder eine Erfahrung, die sehr wertvoll war. Und es ist interessant zu sehen, dass es auch durchaus Unterschiede gibt … Während bei den einen auf dem Grundstück Müll umherfliegt, sieht es beim Haus nebenan sehr sauber und gepflegt aus … Die einen Kinder werfen ihr Bonbonpapier wie selbstverständlich auf den Boden, andere packen es in den Müll. Aber auch hier: alle sind eine große Gemeinschaft, jeder für jeden.
Es war richtig und gut, diese Reise zu machen. Und ich werde es
nie bereuen … im Gegenteil! Ich denke und bin sicher, dass ich so schnell es geht
wieder auf Reisen in Richtung Kenia gehe. Dann bin ich im Vorfeld hoffentlich
ruhiger und entspannter … Denn nun weiß ich ja, was mich erwartet. Und
hoffentlich bin ich dann nicht nur eine Begleitung, sondern auch eine Stütze
für Ina und kann mich mehr an den Vorbereitungen usw. beteiligen.
Vielen Dank an meine beste Freundin Ina, die mich nun erstmals
mitgenommen hat in ihre Welt bzw. wie sie sagt „zweite Heimat“, die ich nun
auch einmal kennenlernen durfte. Ich war sicherlich eine große Anstrengung als
Reisebegleitung … hierfür an dieser Stelle ein großes „sorry“, denn vieles wäre
ohne mich sicher einfacher gewesen.
Vielen Dank auch an ihr KnowHow,
die immensen Vorbereitungen, die Planungen und die akurate Umsetzung
aller Vorhaben. All das klingt nun so selbstverständlich und einfach. Aber ich
weiß sehr zu schätzen, was sie alles geleistet hat, um all dies möglich zu
machen. Ob das nun die Planung und der Bau der Hütte ist, in der wir
übernachtet haben… oder die Organisation von Lebensmitteln und Wasser… und all der anderen Dinge.
Fazit:
Es war eine wunderschöne Reise, eine tolle Erfahrung!
Nach der Reise ist vor der Reise:
Wenn ich darf, fliege ich gern beim nächsten Mal wieder mit.
Die langersehnte Keniareise stand
noch bis kurz vor der Abreise in den Sternen. 2020 war ich Corona bedingt das
letzte Mal in Kenia, drei Jahre hat mich das Virus verschont und dann hat es
mich Weihnachten 2022 doch noch erwischt. Die verbleibenden sieben Wochen bis
zur Abreise gestalteten sich zum Alptraum, denn es folgte ein unerwartet langer
Verlauf mit Komplikationen, der die Keniareise mit jeder Woche fraglicher
machte. Letztendlich bin ich geflogen, zwar angeschlagen, kurzatmig, bedingt
durch ein Lungenemphysem und eingestellt mit Betablockern, aber wie heißt es so
schön,“ no rsik no fun“. Ich habe diese Reise gebraucht, endlich wieder dort zu
sein, wo meine Seele seit Jahren Kraft
schöpft und sich vom Hamsterrad-Lauf in Deutschland regeneriert/entschleunigt. In
Kenia fühle ich mich geerdet, dort wird mir
immer wieder vor Augen geführt, was wirklich wichtig ist im Leben.
Der Abreisetag begann schon etwas chaotisch, da mir Mark, unser Manager, eine Stunde vor Abflug mittteilte, dass sowohl die Solaranlage an der Schule ausgefallen sei als auch die Wasservorräte an der Schule aufgebraucht waren. Zudem teilte mir meine vorherige Managerin am gleichen Vormittag mit, dass mein komplettes Hab und Gut, welches ich über Jahre aus Deutschland mitgebracht und bei ihr deponiert hatte, (Kochutensilien, Badesachen, Schuhe etc.), Dinge, die für immer in Kenia verbleiben sollten, von ihr an die arme Dorfbevölkerung verteilt worden sei 😉. Was die allerdings ohne Strom mit einem Toaster, einem Fön und speziellen Kochutensilien wie einer Börnerreibe etc. sowie spezieller UV Bekleidung anfangen sollten, frage ich mich noch heute. Ich denke, es war mal wieder eine dieser „Geschichten“. Sei es drum, mein Plan war dadurch in allerletzter Minute noch richtig ins Wanken gekommen, stand Karsten und mir (Vereinsmitglied/Pate und bester Freund) doch eine Woche „Survival Urlaub“ in der Masaihütte in Loolepo bevor. Ohne Strom, ohne Wasser, ohne Kochutensilien… , aber wie immer „Hakuna Matata“. Trotz der widrigen Lebensumstände in Kenia, ließen sich manche Dinge dann doch unbürokratisch schnell regeln. Wasser wurde bestellt, 10000 Liter wurden per Tankwagen an die Schule geliefert, neue Batterien für die Solaranlage in Nairobi geordert, pünktlich geliefert und zeitnah vom Elektriker eingebaut. Die ersten Tage, die Karsten und ich zum akklimatisieren am Diani Beach verbracht haben, wurden genutzt, um alles instand zu setzen. So stand unserer Reise nach Loolepo nichts mehr im Wege. Die Bustickets wurden gebucht und los ging es, mit reichlich Gepäck, in der Nacht. Leider haben Helga aus Bayern und ich uns um einen Tag verpasst, sodass die 46 kg Bekleidung, die sie für die Kinder in Loolepo dabei hatte, auf anderem Weg nach Loolepo kommen mussten. Auch das konnte glücklicherweise organisiert werden, ein junger Mann aus Loolepo hat die Strapaze auf sich genommen und war 36 h unterwegs, um die Kleidung am Diani Beach abzuholen. Riesig gefreut hat er sich über die beiden leeren Koffer, die er im Nachgang für seine Mühen behalten durfte.
Wir erreichten Emali in aller
Herrgottsfrühe im Stockdunkeln, wurden an der Autobahn „ausgesetzt“ und mussten
uns dann im Dunkeln um ein weiteres Transportmittel (Privat PKW) nach Loitokitok
bemühen. Als das Auto dann endlich mit 6 weiteren Reisenden besetzt und unser
ganzes Gepäck auf dem Dach des Wagens halbherzig verschnürt war, ging es los, aber natürlich
erstmal vorab zum Tanken. Der Fahrer sprach kein Englisch, dafür aber zwei
Mitreisende, wir Muzungus waren natürlich das „Highlight“ in diesem
vollgequetschten Auto und sorgten somit für allerlei Gelächter und Fragen. Wie in
Kenia so üblich, wurden wir auf der ca. 1,5 h langen Strecke diverse Male von
Polizisten gestoppt, die den Fahrer nötigten „bribe“ zu zahlen, damit die Fahrt
weitergehen konnte. An dieser Stelle muss ich immer an mich halten, denn
ansonsten hätte ich wohl zum wiederholten Mal mit auf die Wache kommen müssen. Das
wollte ich uns ersparen, denn damit ist in Kenia echt nicht zu spaßen.
Bei Sonnenaufgang erreichten wir Loitokitok, der Kilimanjaro erstrahlte im Sonnenschein, ein TRAUM und das Mountain View „Hotel“ hatte auch schon die Zimmer für eine Nacht bereit, denn wir mussten diesen Tag nutzen, um Verpflegung für eine Woche, sowie die Ausstattung der Hütte, Kochutensilien, Mitbringsel für die Womans Group etc. zu besorgen. Patrick, Mark und zwei weitere Masai kamen pünktlich zum Frühstück, dann ging es auf den Markt zum „Shoppen“. Das Auto fuhr dann vollbepackt nachmittags vor Einbruch der Dunkelheit nach getätigten Einkäufen ohne uns nach Loolepo. Wir genossen unterdessen unsere letzte Dusche (zwar auch abenteuerlich) aber immerhin ein Bad mit Toilette und fließend Wasser. Auf diesen „Luxus“ haben wir in den kommenden Tagen verzichtet, es fiel gar nicht so schwer. Unser „Empfang“ in Loolepo sollte dann erst am nächsten Tag stattfinden. Die Vorbereitungen in Loolepo schienen unterdessen auf Hochtouren zu laufen, sie hatten sogar einen „Zeremonien Plan“ erstellt, wie der Empfang ablaufen sollte, wann welcher Redner, wie lange dran war, denn eigentlich wollen Alle immer irgendetwas zur Begrüßung vorbringen, was Stunden dauern kann und so gar nicht „meins“ ist.
Am nächsten Morgen waren wir für 8:00Uhr
verabredet, tatsächlich kamen unsere „Abholer“ mit einem breiten Lächeln im Gesicht
erst um 11:00Uhr… ganz nach dem Motto „pole pole, „Mama reg dich nicht auf, es
wird schon alles gut“. Dafür aber war das Auto frisch geputzt, was ja richtig
Sinn gemacht hat, da uns eine zweistündige Fahrt durch staubtrockenen roten
Sand bevor stand. Das soll einer verstehen😉???
Los ging es, zwei Stunden endlos holperige Strecke, zwischendurch mit Autopanne, nach den ersten 5 km eingestaubt mit rotem Sand von Kopf bis Fuß, auf das Armaturenbrett hätte man schreiben können, wir hatten bei der Hitze natürlich die Scheiben unten, da das Auto keine Klimaanlage besaß. Die Landschaft an mir vorüber ziehen zu lassen, die Menschen die uns winken, die Kinder, die schreiend hinter dem Auto herlaufen, die Kuh- und Ziegenherden, die vor uns ordentlich Staub aufwirbeln, die Schirmarkazien/Kakteenbäume, der imposante Kilimanjaro in greifbarer Nähe, endlose Weite … das ist für mich Afrika/Kenia aus Sicht eines Europäers. Man vergisst in solchen Momenten die Armut und sieht nur das andersartige Schöne, die atemberaubende Landschaft. Je mehr wir uns von Loitokitok entfernten, desto trockener wurde die Region, grün war kaum noch zu sehen, nur noch völlig vertrocknete Landschaft, roter Staub ohne Ende, ausgetrocknete Flussbetten, verendete Tiere bzw. Skelette als Anzeichen der langanhaltenden Trockenheit/Dürre, die in vielen Regionen Kenias die Bevölkerung seit Jahren leiden lässt, denn seit mittlerweile vier Jahren ist die große Regenzeit ausgeblieben.
Als wir uns der Schule näherten kam uns eine große Gruppe Masai singend entgegen, wir mussten aussteigen und haben den letzten Kilometer inmitten der riesigen Gruppe laufend, hunderte Masai begrüßend, viele Umarmungen und Hände schüttelnd, zurückgelegt. Die Frauen begrüßten mich überschwänglich, zum Schutz vor der brennenden Sonne deckte man mir gleich den Kopf mit einem Masaituch ab und auch Karsten wurde sofort in die Gruppe der Männer integriert und natürlich bestaunt. Dann begann der offizielle Teil unserer Ankunft, alles war bis ins kleinste Detail vorbereitet. Riesige Polstersessel waren für Karsten und mich bereitgestellt, die ersten Aufführungen der Schüler jeder Klasse starteten. Da hüpft einem das Herz, wenn man die ehemals so schüchternen Kinder lachend, singend und ausgelassen tanzen sieht. Berührungsängste gibt es keine mehr. Es folgten dann viele Ansprachen von Chiefs, Dorfältesten, Edukation officers und vielen anderen, die etwas in Loolepo oder Politik zu sagen haben. Wir wurden überhäuft mit Geschenken, Masaischmuck und traditionellen Gaben. Gefühlt wollte uns jeder etwas zukommen lassen, aber auch die Obrigkeiten aus der Politik wurden mit hübschen Masaishukras bedacht und für ihr Kommen geehrt. Loolepo hat durch den Bau der Schule einen Namen bekommen, überglücklich wurde das in jeder Ansprache erwähnt.
Nach dem offiziellen Part wurde von mir erwartet, dass ich die in der Coronazeit fertig gestellten Räumlichkeiten (Küche/Dining Hall, zwei Klassenräume, Lehrerunterkunft, Hühnerstall/Schulgarten offiziell einweihe, sprich: alles war mit Bändern verschlossen und Luftballons dekoriert. Kaum zu glauben, dass wir uns weit weg von jeglicher Zivilisation befinden und dennoch die Masai so einen Aufwand für die Spender, die ich stellvertretend repräsentiere, betreiben. Das zeigt die unendliche Dankbarkeit, die diese Menschen haben. Darum an dieser Stelle, ich wünschte Sie alle, die Paten und Spender, könnten mit eigenen Augen sehen und erleben, was ich erleben darf. Dank ihrer Spenden haben Sie nachhaltig das Leben dieser Masai Community verändert. Bildung hat einen anderen Stellenwert bekommen und der Fortschritt ist vor Ort zu sehen. Wir geben Hoffnung auf ein besseres Leben und geben Unterstützung bei der Umsetzung.
Nachdem der offizielle Part beendet war, wurden wir zu unserer Masaihütte begleitet. Hier hieß es jetzt Erstbezug. In einem Gral, den die Community mir zur Verfügung stellt, wurde für mich und meine Besucher eine Küche, ein Schattenplatz, eine Latrine und eine Hütte aus Kuhdung gebaut, natürlich konnte ich meine Ideen einbringen, denn nur zu gut weiß ich, wie die Masai leben und was ich auf gar keinen Fall haben möchte. So war die Küche nicht in der Hütte integriert und die Hütte hat zwei Fenster bekommen und neben der Hütte gibt es eine „Duschkabine“. Außerdem wurde die Hütte an das Strommetz der Schule angeschlossen. Es gibt Licht, (nachts sehr wichtig, um Tiere fernzuhalten) und auch die Möglichkeit Handys etc. zu laden. Die Betten standen bereit und auch das andere Hab und Gut war vor der Hütte gestapelt. Im Gral befanden sich unzählige Masai, die neugierig beobachtet haben, was wir auspacken und wie wir die Hütte „einrichten“, einige Frauen meinten sogleich, dass sie gern eine Nacht dort verbringen wollen. Kaum waren die ersten Sachen in der Hütte, kamen einige Auserwählte zum „Housewarming“, Masaifrauen tischten Essen auf und es folgte ein lustiges Beisammensein. Wir, inzwischen hundemüde, sehnten eigentlich nur noch herbei, die Hütte vollständig einzurichten und uns schlafen zu legen, aber weit gefehlt. Die Masai waren einfach zu neugierig, bestaunten alles was ich auspackte und blieben beharrlich vor der Hütte sitzen, wohl auch, weil sie dachten, wir hätten Angst allein auf dem Gelände, fernab von dem nächsten Gral. Eine junge Masaifrau und Mark haben uns bis nach Mitternacht geholfen, die Hütte bewohnbar und sicher vor Mücken zu machen. Wasser wurde organisiert und alles drinnen verstaut. Einige freilaufende Hunde waren ab diesem Abend die Hüter des Grals, sie hatten wahrscheinlich die beste Zeit in ihrem bisherigen Leben, umgeben von zwei Weißen, die ihre Anwesenheit schätzen, sie füttern und nicht davonjagen. Wir waren dankbar für ihre Anwesenheit, schlugen sie an, sobald sich nachts Elefanten und andere Tiere näherten.
Die erste Nacht war kurz, denn schon früh morgens kamen die ersten Masai, sie warteten förmlich, bis wir endlich aus der Hütte kamen, das Feuer war schon an, der Tee war gekocht. Das brachte unsere eigene Planung völlig aus dem Konzept, wir hatten nur für zwei Personen Lebensmittel gekauft und dachten, wir versorgen uns selbst, denn wir hatten nicht damit gerechnet, dass die Masai sich für uns verantwortlich fühlen und denken, wir haben Zuhause auch Angestellte, die alles für uns erledigen. Die Masai tageweise zu besuchen ist ganz anders als mit/bei ihnen zu leben. Jeder Tag war gefüllt mit neuen Eindrücken, es wurde sich alle Mühe gegeben uns zu unterstützen und uns alles zu zeigen, gemeinsam saßen wir oft mit vielen Masai im Gral im Schatten, tranken Tee oder Cappucino (der großen Anklang fand), und redeten. Das Interesse an unserem Leben in Deutschland war groß und doch unvorstellbar für die meisten. Vormittags waren wir in der Schule, nahmen am Unterricht teil, haben mittags das Essen mit verteilt und nachmittags für ein bisschen Bespaßung nach dem Unterricht mit Seifenblasen und Fußballspielen gesorgt. Ein Highlight war die Verteilung der großen Kleiderspende aus Bayern (Helga L. und Freunde) und von Marcel & Frede S..
An einigen Tagen unternahmen wir mit den Masaifrauen und Mark gemeinsame Wanderungen, sie wunderten sich, dass wir trotz der Hitze mithalten konnten und vergewisserten sich alle fünf Minuten, ob es noch geht, als würden sie glauben, wir gehen nie zu Fuß. Am Wochenende wurden wir von den Masaimännern bei der stundenlangen Suche nach Elefanten begleitet. Diese Suche bleibt ein absolut unvergessliches Erlebnis, denn erst rannten wir den Elefanten hinterher und dann , als es im Gebüsch krachte, Bäume umfielen, rannten wir vor ihnen davon. Auf Karstens Frage, ob wir alle in die gleiche Richtung flüchten sollen, antwortete Mark kurz und knapp, jeder müsse für sich selbst sorgen. Karsten war drauf und dran sein Testament zu schreiben. Man sah förmlich, welches Kopfkino in ihm vorging, was zu großem Gelächter führte.
Durchgerüttelt und geschüttelt ließen wir den wunderschönen Tag mit der Besteigung einer Anhöhe ausklingen, dort warteten wir, bis die Abendsonne unterging und versuchten abermals unser Glück bei völliger Dunkelheit an einem Wasserloch. Das hatte schon etwas ganz Besonderes, wir lagen alle mucksmäuschenstill auf einer Anhöhe unter dem unbeschreiblichen Sternenhimmel Afrikas, lauschten den Geräuschen der Tiere, die wir nicht sehen konnten, hörten das Plätschern des Wassers und konnten nur erahnen, dass viele Tiere das Wasserloch bei Nacht aufsuchen. Ein Masai auf einem Motorrad beleuchte für einen Moment das Wasserloch und uns blieb fast das Herz stehen, Elefanten, hunderte von Zebras und anderen Wildtiere labten sich an dem Wasser. Ein Augenblich, den man niemals vergessen wird. Unsere Geduld wurde mehr als belohnt. Hundemüde kehrten wir nach einer langen Fahrt zurück zum Gral, spürten jeden Knochen und waren froh, dass der Toyota Probox diese Tortur heil überstanden hat, denn der Wagen ist für offroad nicht wirklich geeignet, aber erweist sich in Kenia als sehr widerstandsfähiges Fahrzeug.
Leider gingen die Tage bei den Masai viel zu schnell vorüber. Gern wären wir länger geblieben, denn schnell adaptierten wir uns an das „andere“ Leben. Wir sparten jeden Tropfen Wasser, schafften es tatsächlich mit 80 Litern Wasser in einer Woche auszukommen (bei täglichem Duschen) . Na gut, sauber waren wir nicht wirklich, der rote Staub haftete an uns wie Kleber, aber das registrierten wir erst richtig, nachdem wir wieder zurück in der „Zivilisation“ waren. An unserem letzten Tag wurde die Hütte vollständig leergeräumt, Alle packten mit an, denn es müssen noch dringende Renovierungsarbeiten stattfinden, um es etwas komfortabler in Zukunft zu haben ( das Dach musste erneuert werden, denn wir wurden im Schlaf mit Dreck und Stroh berieselt, entsprechend sah es in der Hütte aus😉). Die „Duschkabine“ bekommt feste Wände und hier und da werden noch „Bretter“ angebracht, damit ein wenig Ablagefläche da ist. Am Abschiedstag haben wir noch die übrig gebliebenen Lebensmittel verteilt, unter anderem die Instant Nudelpakete, die wir gar nicht gebraucht haben, unsere Reserve, falls es mit dem Kochen gar nicht geklappt hätte. Neugierig wollten die Masai, der Gral war wieder gut besucht, wissen, wie das schmeckt. So wurden die Masaifrauen aufgefordert, ein Paket nach meiner Anleitung herzustellen. Dann wurde die Schüssel mit den Nudeln rumgereicht, jeder griff rein und quittierte mit einem „ist so sweet“, dass die Nudeln so lecker seien. Mehr Pakete sollten aufgemacht werden, was der Masaifrau nicht wirklich gefiel. Erstaunlich, dass so etwas Anklang findet, denn der Speiseplan der Masai ist schon sehr einseitig. Blut und Milch stehen auf dem eintönigen „Speiseplan“. Nur die Chiefs, Politiker und deren Frauen sehen wohlgenährter aus bzw. neigen sogar zu Übergewicht.
Schweren Herzens nahmen wir Abschied, aber mit der Gewissheit, den nächsten Aufenthalt länger zu planen. Es wurde noch getanzt, gesungen, gesprungen nach Masai Manier, auch Karsten musste mitmachen. Nochmals bekamen wir kleine Aufmerksamkeiten zum Abschied, dann wurden wir nach Loitokitok gebracht. Dank an den zuverlässigen Fahrer und an Mark, der alles organisiert hat. Beide haben uns nach Loitokitok begleitet, dort trafen wir dann nochmal Patrick, der mit uns auf den Bus nach Emali gewartet hat, mit dem wir viel Spaß hatten. Die Busfahrt war ebenfalls ein Erlebnis für sich, laute Musik beschallte uns die ganze Fahrt über, waghalsige Überholmanöver ließen mir den Atem stocken, während Karsten im Rausch von Musik und singenden Mitfahrern war und alles per Video mit dem Handy festhielt. Bis Mitternacht haben wir dann im GreenGarden in Emali auf den Bus gewartet. Der Bus hielt mit einiger Verspätung und nach vielen Whatsapp Nachrichten mit dem Busfahrer in der Dunkelheit an der meistbefahrenen zweispurigen Autobahn an und brachte uns sicher zurück nach Ukunda, wurde dort allerdings kurz vor Erreichen des Ziels stillgelegt, da die Polizei den Busfahrer verhaftet hat, er hatte wohl zu wenig „bribe“ gezahlt. In diesem Fall mal nicht Hakuna Matata!
Mit vielen, vielen Eindrücken kehrten wir zurück an die Südküste Kenias und ließen die Zeit in Loolepo Revue passieren. Feststellen mussten wir Beide, dass ein Strandurlaub so gar nichts für uns ist, eigentlich waren wir die verbleibende Zeit immer unterwegs. Sei es, um Mitbringsel zu organisieren oder ehemalige Schüler aus Ukunda zu treffen, die unbedingt wollten, dass wir mit zu ihnen nach Hause gehen. So konnte Karsten sehen, wie Menschen an der Küste leben. Einen Teil „meiner“ ehemaligen Schüler wieder zu treffen, lässt mich hoffen, dass der Tropfen auf den heißen Stein, den „Tuko Pamoja Kenya e.V.“ darstellt, doch für einige wenige Großes bewirken kann. Und darum lohnt es sich weiterzumachen, egal, was Andere darüber denken oder wie viele Steine im Weg liegen oder wie viele Rückschläge es gibt. Junge, selbstbewusste Erwachsene zu sehen, die sich an die Unterstützung ihrer Paten erinnern und ihre Dankbarkeit immer wieder zum Ausdruck bringen, sich an gemeinsame Unternehmungen erinnern sind mehr wert als alles andere. Im Gegensatz zu ihren Eltern haben diese Kinder lesen und schreiben gelernt, können sich fließend Englisch mit mir unterhalten. Mit einigen ehemaligen Schülern aus Ukunda habe ich seit langer Zeit regelmäßigen Whatsapp Kontakt, aber natürlich geht nichts über ein Treffen im nächsten Jahr. Dem fiebere ich nach diesen wunderschönen Wochen schon entgegen.
Um die Nahrungsmittelversorgung der Kinder abwechlungsreicher zu gestalten und eine Einnahmequelle durch den Verkauf von Eiern zu erzielen, haben wir in Absprache mit der Loolepo Community beschlossen, den Bau eines Hühnerstalls in Angriff zu nehmen. Die Hühner müssen entsprechend geschützt sein, damit sie den Wildtieren-/vögeln nicht zum Opfer fallen.